Zugegeben: Hier spielte der Dodge Challenger als Grauimport eher eine untergeordnete Markt-Rolle. Trotzdem ist es doch auch im kleinmotorigen Europa traurig, wenn ein Modell mit einer V8-Legende unter der Haube eingestellt wird. Deshalb folgen nun die Eindrücke von der letzten Ausfahrt unseres US-Kollegen. Viel Spaß.
Nach 16 Jahren auf der aktuellen Plattform schickt Dodge den Challenger auf den großen Schrottplatz im Himmel. Im Rahmen der "Last Call"-Modelle wurde uns nun aber noch einmal der Schlüssel zu einer "Black Ghost"-Sonderedition überreicht – dem sechsten von sieben limitierten Modellen, mit denen das Muscle Car verabschiedet wird. Und dieses Auto hat eine knallharte Hintergrundgeschichte ...
Die Story hinter dem Modell
Es ist eine Hommage an den 1970er Challenger R/T SE mit demselben Namen. Er wurde von Godfrey Qualls in Auftrag gegeben – einem Fallschirmjäger der 82. Luftlandedivision und einem damals neuen Verkehrspolizisten in Detroit – und hatte unter den Detroiter Straßenrennfahrern einen guten Ruf.
Die Legende besagt, dass dieser Challenger aus dem Schatten auftauchte und ebenso schnell andere Straßenrennfahrer aufmischte, bevor er in der Dunkelheit verschwand. Was ihm den Namen "Black Ghost" einbrachte.Aber im Grunde ist dies jetzt nur ein Challenger Hellcat mit mehr Leistung und anderem Design.
Zehn zusätzliche Pferde und 100 Umdrehungen mehr geben dem Black Ghost einen leichten Vorteil gegenüber dem "einfachen" Challenger Hellcat. Der aufgeladene 6,2-Liter-V8-Motor leistet 818 PS bei einer Höchstdrehzahl von 6.400 U/min und beschleunigt den Black Ghost in 3,8 Sekunden auf 60 Meilen pro Stunde (96 km/h).
Optisch eher zurückhaltend
Optisch reichen ein "DODGE"-Schriftzug quer über die Motorhaube und ein abgedunkelter Kühlergrill aus, um diese Sonderedition von einem Serienmodell zu unterscheiden. Ein Retro-Challenger-Schriftzug sitzt hinter den Radkästen und ein weißer Streifen zieht sich über den Kofferraum. Das "Gator Grain"-Vinyl, das das Dach bedeckt, ist die auffälligste Anspielung auf den ursprünglichen Black Ghost.
Der Fahrersitz ist wie ein Portal in die Mitte der 1990er, als Challenger Hellcats neu und aufregend waren und Tame Impala noch cool war. Die Laguna-Leder- und Alcantara-Polsterung peppt die ansonsten antik anmutende Kabine auf, die mit billigen Materialien und einem Touchscreen ausgestattet ist, der wie eine Konstruktion aus den frühen 2000er-Jahren wirkt.
Es gibt kein Schaltgetriebe. Stattdessen schickt eine 8-Gang-Automatik alle 819 PS an die Hinterräder. Mit den richtigen Reifen und genügend Disziplin (in diesem Fall Pirelli P Zero All Season) bringt einen dieses Setup ziemlich schnell auf Landstraßentempo.
Qualmendes Gummi auch ohne Helfer
Aber noch mehr Spaß macht es, auf das Gaspedal zu treten und die hinteren Gummis wie zum Rauchen zu bringen. Wie moderne Challenger Hellcats verfügt auch diese Version über eine Line Lock-Funktion, die die Vorderreifen blockiert. Doch die ist aber gar nicht nötig, denn wenn man im Stand voll auf das Pedal drückt, fangen die Hinterreifen auch an zu qualmen.
Sobald man Traktion gefunden hat, rast der Challenger Black Ghost wie eine Fledermaus aus der Hölle bis zu illegal hohen Geschwindigkeiten. Wir haben eine leere Straße gefunden und sind losgefahren – der Klang des Auspuffs hallte so deutlich durch den Innenraum, als ob die beiden Endrohre direkt in die Rücksitze geschraubt wurden. Der Tachometer kletterte beängstigend schnell nach oben, bevor wir uns auf die vorderen Sechs-Kolben-Brembo-Bremsen stellen mussten, um dieses Ungetüm wieder auf eine legale Geschwindigkeit zu bringen.
Vorausgesetzt, man kann die Reifen überhaupt zum Haften bringen, ist dieses Auto ein absoluter Kracher auf der Geraden. Mit Drag Radials und einer präparierten Oberfläche würde er noch mehr Spaß machen. Bei einem Gewicht von ziemlich genau 2 Tonnen werden Sie diesen Challenger allerdings nicht zum Autocross am nächsten Wochenende mitnehmen. Selbst mit adaptiven Dämpfern, die die Wankneigung der Karosserie (etwas) reduzieren, wirft der Challenger sein Gewicht immer noch aggressiv umher. Wenigstens ist die Lenkung schwergängig und knackig, und die ultrabreiten Reifen sagen einem die meiste Zeit, was das Auto tut.
Tauglich, aber ziemlich teuer
Das angenehme Fahrverhalten des Challenger ist eine willkommene Abwechslung zu einigen seiner Konkurrenten und macht ihn zu einem ausgezeichneten Langstreckenkreuzer. Er saugt selbst den unvollkommensten Straßenbelag auf. Und der sonore Soundtrack des Auspuffs begleitet Sie, wohin Sie auch fahren.
Als Abschiedsgeschenk ist der Black Ghost ziemlich unauffällig. Die Hintergrundgeschichte ist hervorragend, aber für ein Muscle Car, das einen solchen Eindruck hinterlassen hat, wirkt sie fast zu subtil. Das Einzige, was nicht subtil ist, ist der Preis: Dodge baut 300 Stück zu je 99.315 US-Dollar.
Was bringt die Zukunft?
Aber das ist alles eine Frage der Perspektive. Es gibt nichts Subtiles am Challenger als Ganzes. Er hat 16 Jahre der Marktevolution überlebt und jetzt muss er sterben, da seine Dodge-Oberherren eine EV-Zukunft planen. Und der elektrische Dodge Charger – sein geistiger Nachfolger – ist zweifelsohne ein ziemlich aufregendes Modell.